Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen
Stiftungsdirektor Prof. Dr. Günter Morsch: "OVG-Fahrgastzählung ist eine Irreführung der Öffentlichkeit"
21. February 2017
no.: 15/2017
Zu den gestern Abend vom Landkreis Oberhavel und der Oberhavel Verkehrsgesellschaft (OVG) vorgelegten Ergebnissen einer Fahrgastzählung auf der OVG-Buslinie 804 erklärt Stiftungsdirektor Prof. Dr. Günter Morsch:
"Das Ergebnis der Fahrgastzählung im Wintermonat Januar war vorhersehbar. Die Zählung geht bereits vom methodischen Ansatz her am Kern des Problems vorbei. Die vielen Gedenkstättenbesucher, die den Weg zwischen Bahnhof und Gedenkstätte zu Fuß zurücklegen, weil sie die lange Wartezeit auf den nächsten Bus nicht in Kauf nehmen wollen, werden überhaupt nicht erfasst.
Die vorgelegten Zahlen erlaubten daher keinesfalls die Schlussfolgerung, dass die Buskapazitäten 'ausreichend' seien. Aus unserer Sicht ist die Zählung der leicht durchschaubare Versuch einer Irreführung der Öffentlichkeit. Jeder Oranienburger, der täglich die langen Kolonnen von Besuchern aus aller Welt vor seiner Haustür vorbei defilieren sieht, kann nur mit großer Verwunderung und Kopfschütteln auf die Ignoranz gegenüber der vor aller Augen sichtbaren Realitäten reagieren. Sie offenbart einmal mehr den Unwillen des Landkreises, die vielen hunderttausende Gedenkstättenbesucher aus aller Welt gastfreundlich und serviceorientiert zu empfangen, was angesichts der internationalen Bedeutung der Gedenkstätte und für eine der größten touristischen Sehenswürdigkeiten in Brandenburg eigentlich selbstverständlich sein müsste. Auf der Strecke bleiben dabei auch die vielen Oranienburger, insbesondere die Senioren, die unter den überfüllten Bussen leiden. Wir fordern daher die politischen Verantwortungsträger im Landkreis erneut auf, endlich konkrete Vorschläge auf den Tisch zu legen, damit eine bedarfsgerechte Busverbindung zwischen Bahnhof und Gedenkstätte in den Stoßzeiten am Vormittag und am Nachmittag sichergestellt werden kann", so Morsch.
Dass das am 28. Januar von der OVG ermittelte hohe Fahrgastaufkommen mit der Veranstaltung anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus (die bereits am 27. Januar stattfand) erklärt wird, ist ein aufschlussreicher Irrtum: Überfüllte Busse sind keineswegs auf besondere Veranstaltungen in der Gedenkstätte beschränkt, wie der Landkreis immer wieder behauptet, sondern die nahezu alltägliche Folge eines permanent hohen Besucherandrangs. Im vergangenen Jahr besuchten mehr als 700.000 Menschen die Gedenkstätte Sachsenhausen.
Irritierend ist auch die folgende Beobachtung: Am 24. Januar fuhr ein Inforadio-Reporter um 11.23 Uhr mit dem Bus der Linie 804 vom Bahnhof Oranienburg zur Gedenkstätte. Der Bus war bis zum letzten Stehplatz gefüllt, so dass die Türen kaum geschlossen werden konnten (<link http: www.rbb-online.de politik beitrag bus-verbindung-gedenkstaette-sachsenhausen-oranienburg.html _blank external-link-new-window internal link in current>Reportage online). Nach der OVG-Auswertung war der Bus an diesem Tag nur zu zwei Dritteln gefüllt. Diese Diskrepanz lässt generell Zweifel an den vorgelegten Zahlen aufkommen.
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